Montag, 7. Mai 2012

Entzückende Blumen!

"Oh, dieser Duft, wie entzückend!", "Schau doch mal, dieses Rot, ist das nicht entzückend?", "Diese entzückenden Tulpen..." - so oft bekommt man dieses Wort nur im Botanischen Garten zu hören. Verarmt die Sprache etwa auch bei den Über-50-Jährigen?


Aus dem Wortschatz des "modernen" Menschen ist dieses Wort - "entzückend" - weitestgehend gestrichen*; zum Ausgleich benutzen es diese Damen wohl inflationär.

(* Es findet sich nur noch in diesem Spruch:
"Ein schöner Rücken kann auch entzücken.")


Ein Blick auf Synonyme dieses unscheinbaren Wörtchens:


Wie viele davon sind euch geläufig? Anmutig, hinreißend, reizvoll? Und wie ist es mit lieblich, reizend, hold, herzig?
Eine Freundin fragte mich neulich - Was sagt ihr denn dann heute, wenn etwas "entzückend" ist? Hübsch, toll, schön, cool, süß; selbst "bezaubernd", "wunderschön", "wundervoll" - Wörter, die wir alle kennen - habe ich lange aus keinem Mund gehört. Auch nicht aus meinem.




Jetzt könnte ich anfangen zu philosophieren: "Entzückt" uns nichts mehr? Oder ist es gar uncool, seine Begeisterung zu zeigen?
Das überlasse ich euch. Und einen kleinen Tipp für Wortlose: Wenn euch das nächste Mal etwas verzaubert, einnimmt, in Staunen versetzt - probiert es mit: "Wao!".

PS: Der Botanische Garten ist übrigens beim Schloss Nymphenburg in München. Der Eintritt kostet 4 Euro, oder ermäßigt 2,50 Euro.

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entzückend: sehr schön; (lovely)

verarmen: ärmer werden, Sprache man benutzt nur noch wenige Wörter; (to impoverish)

gestrichen sein: nicht mehr vorhanden (da) sein; (cancelled)

inflationär: sehr häufig, sehr oft; (inflationary)

geläufig sein: bekannt sein; (familiar)

Begeisterung: Gefühl, wenn jemandem etwas sehr gefällt; (enthusiasm)

überlassen: etwas weitergeben (hier: das Philosophieren und einen Tipp); (to leave st. for so.)

Wortloser, der: jemand, der keine Worte hat oder findet;

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