Sonntag, 28. Oktober 2012

Rezept: Karottenkuchen für den großen Hunger

Rüblitorte, Möhrentorte, Karottenkuchen – nicht umsonst hat der Kuchen der Kuchen so viele Namen. Denn die namensgebende Zutat – hochdeutsch Karotte – heißt auch Mohrrübe, Möhre, Rüebli, Gelbrübe und gelbe Rübe.



Und auch, wenn der Name annehmen lässt, dass dieser Kuchen insbesondere im Falle einer Diät zu empfehlen ist – das Gegenteil ist der Fall: Es gibt wohl kaum einen gehaltvolleren Kuchen als diesen. Aus diesem Grund empfehle ich euch, die Glasur nur dann in Erwägung zu ziehen, wenn ihr mindestens zehn hungrige Ingenieurstudenten zu verpflegen habt.
Zudem habe ich das oben gezeigte Rezept nicht selbst ausprobiert – es steht euch also frei, stattdessen das Rezept meines Vertrauens (pdf) zu konsultieren – ohne Glasur und dennoch oft bekomplimentiert.

Ganz wichtig in jedem Fall: Einen Karottenkuchen muss man mindestens 24 Stunden durchziehen lassen – erst danach schmeckt er so, wie er schmecken muss.

Auch auf kleinstem Raum lässt sich was Großes zaubern.


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der Kuchen der Kuchen: von allen Kuchen dieser Welt der beste;

namensgebend: die den Namen gibt; (the name stems from)

annehmen: vermuten; (to assume)

insbesondere: im Besonderen, vor allem; (especially)

Glasur, die: beim Kuchen das Drumherum (streicht man auf den gebackenen Kuchen); (icing)

in Erwägung ziehen: ernsthaft überlegen, ob man etwas tut/benutzt/usw.; (to consider)

verpflegen: mit Essen versorgen; (to nourish)

frei stehen: selbst entscheiden dürfen; (to be free to)

Rezept meines Vertrauens: Rezept, das ich immer benutze (und daher weiß, dass es gelingt);

konsultieren: zu Rate ziehen, hier: benutzen; (to consult)

bekomplimentieren: (selten) loben, Komplimente machen; (to praise)

durchziehen lassen: (beim Backen/Kochen) mittels Warten dafür sorgen, dass die Aromen der Zutaten intensiver werden bzw. sich vermischen;

Freitag, 19. Oktober 2012

Anmut trotz Unmut

Die meisten Menschen wissen, zumindest vom Hörensagen, was Mut ist – nämlich sich etwas zu trauen. Nun gibt es im Deutschen aber zahlreiche Wortkombinationen mit "Mut". Heute und hier beschränke ich mich auf diejenigen Substantive, die auf -mut enden. Sie alle haben gemeinsam, dass es sich um a) einen Wesenszug oder b) um eine Gemütslage handelt.*


Tänzerinnen (und Tänzer) sind der Inbegriff der Anmut


Was diese Wörter allerdings nicht gemeinsam haben, ist den Artikel: bei 10 von ihnen ist er männlich, bei 5 weiblich. Tipp: Es sind die eher "weiblichen" Eigenschaften, die einen weiblichen Artikel haben.

Aufgabe: Die Substantive (1,2,3) zu ihren Bedeutungen (a,b,c) zuordnen und den richtigen Artikel finden.

1. Unmut | 2. Anmut | 3. Hochmut | 4. Übermut | 5. Gleichmut | 6. Demut | 7. Sanftmut | 8. Freimut | 9. Edelmut | 10. Großmut | 11. Wagemut | 12. Wehmut | 13. Missmut | 14. Frohmut | 15. Wankelmut

  1. Zuversichtlichkeit
  2. Stille Traurigkeit über etwas Vergangenes, Unwiederbringliches
  3. Sprunghaftigkeit
  4. Großzügigkeit
  5. ruhiger, leidenschaftsloser Gemütszustand
  6. Unzufriedenheit, die durch das Verhalten anderer ausgelöst wird
  7. Harmonie der Bewegung eines Lebewesens (Eleganz)
  8. Aufrichtigkeit, Offenheit
  9. Selbstlosigkeit
  10. sanfte, geduldige Wesensart
  11. Leichtsinniges Verhalten aufgrund übertriebener Ausgelassenheit, Selbstüberschätzung
  12. Arroganz, Überheblichkeit
  13. Ergebenheit, Unterordnung
  14. Mut zum Risiko
  15. Unzufriedenheit, die durch eine Enttäuschung ausgelöst wurde

Übliches Resultat jugendlichen Übermuts


*Da ich nicht sicher bin, ob "Armut" in eine dieser Kategorien fällt, fehlt sie in dieser Liste. Aus verschiedenen Gründen fehlen außerdem u. a. Mammut, Löwenmut, Bekennermut, Todesmut, Opfermut, Helmut, Wermut, Heldenmut, Lebensmut, Hartmut, Kamut, Langmut, Kleinmut. Und das, obwohl viele davon oben aufgenommen hätten werden müssen. (Welche denn? Ü)

Die Lösung zu all diesen Fragen findet ihr hier als Pdf.


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Hörensagen, das: Quelle des Wissens ist: "Hab ich mal irgendwo gehört."; (hearsay)

sich beschränken (auf): nur eine Teilmenge behandeln; (to limit oneself)

Wesenszug, der: Charakterzug, Eigenschaft (einer Person); (character trait)

Gemütslage, der: wie man sich in einer Situation fühlt; (mood)

Unmut: (resentment);

Anmut: (grace);

Hochmut: (haughtiness);

Übermut: (dangerous enthousiasm/high spirits);

Gleichmut: (equanimity);

Demut: (humbleness);

Sanftmut: (meekness);

Freimut: (frankness);

Edelmut: (generosity);

Großmut: (magnanimity);

Wagemut: (daringness);

Wehmut: (melancholy);

Missmut: (displeasure);

Frohmut: (buoyancy);

Wankelmut: (changeableness, inconstancy);

Samstag, 13. Oktober 2012

Hinter den sieben Wortbergen

Ich stelle vor: Der Blindtext. Während ein jeder Autor danach trachtet, Inhalt transportierende Texte zu verfassen, versucht der Blindtext-Autor das genaue Gegenteil: Einen Text zu erstellen, der so uninteressant wie möglich ist.




Wenn er dafür nicht gerade unverständliche Buchstabenansammlungen à la "Lorem ipsum" benutzt, scheitert der Blindtext-Autor jedoch häufig in seinem bescheidenen Vorhaben, wie in folgendem Beispiel nachzulesen:



"Weit hinten, hinter den Wortbergen, fern der Länder Vokalien und Konsonantien leben die Blindtexte. Abgeschieden wohnen Sie in Buchstabhausen an der Küste des Semantik, eines großen Sprachozeans. Ein kleines Bächlein namens Duden fließt durch ihren Ort und versorgt sie mit den nötigen Regelialien. Es ist ein paradiesmatisches Land, in dem einem gebratene Satzteile in den Mund fliegen. Nicht einmal von der allmächtigen Interpunktion werden die Blindtexte beherrscht – ein geradezu unorthographisches Leben. Eines Tages aber beschloss eine kleine Zeile Blindtext, ihr Name war Lorem Ipsum, hinauszugehen in die weite Grammatik. Der große Oxmox riet ihr davon ab, da es dort wimmele von bösen Kommata, wilden Fragezeichen und hinterhältigen Semikoli, doch das Blindtextchen ließ sich nicht beirren. Es packte seine sieben Versalien, schob sich sein Initial in den Gürtel und machte sich auf den Weg. Als es die ersten Hügel des Kursivgebirges erklommen hatte, warf es einen letzten Blick zurück auf die Skyline seiner Heimatstadt Buchstabhausen, die Headline von Alphabetdorf und die Subline seiner eigenen Straße, der Zeilengasse. Wehmütig lief ihm eine rhetorische Frage über die Wange, dann setzte es seinen Weg fort. Unterwegs traf es eine Copy. Die Copy warnte das Blindtextchen, da, wo sie herkäme, wäre sie..."



Aufgabe: Sucht mal die Wörter und Formulierungen heraus, die der Autor erfunden hat und überlegt, auf welche Wörter oder Hintergründe er eine Anspielung macht bzw. welches Wort darin steckt.


Lösungsvorschlag mit meinen bescheidenen Kenntnissen:

Vokalien -> der Vokal
Konsonantien -> der Konsonant
Buchstabhausen -> der Buchstabe
Regelialien -> die Regeln
paradiesmatisch -> das Paradies, paradigmatisch
gebratene Satzteile -> gebratene Tauben (-> Schlaraffenland)
unorthographisch -> die Orthografie (= Rechtschreibung), unorthodox
hinausgehen in die weite Grammatik -> hinausgehen in die weite Welt
packte seine sieben Versalien -> packte seine Siebensachen
sein Initial in den Gürtel schieben -> sein Schwert o. ä. in den Gürtel schieben
Kursivgebirge -> kursiv
Headline, Subline -> Skyline, Überschrift, Unterüberschrift
Alphabetdorf -> das Alphabet
Zeilengasse -> die Zeile
eine rhetorische Frage über die Wange laufen -> eine Träne über die Wange laufen


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(nach etw.) trachten: etwas anstreben, erreichen wollen; (to strive after/for)

Ansammlung, die: Häufung; (accumulation)

jedoch: allerdings; (though)

bescheiden: mit geringem Anspruch, mit wenig zufrieden sein; (modest)

Vorhaben: Plan; (undertaking)

abgeschieden: alleine, fern von anderen Menschen; (isolated)

Bächlein, das: kleiner Bach; (rill)

Bach, der: klitzekleiner Fluss; (brook)

wimmeln von: sehr voll sein von; (to teem with)

hinterhältig: harmlos tun, aber Böses planen; (perfidious)

beirren: einschüchtern, verunsichern; (dissuade, sway)

erklimmen: einen Gipfel (vom Berg) erreichen; (to crest)

wehmütig: melancholisch, traurig; (melancoly)

rhetorische Frage: Frage, auf die man keine Antwort erwartet; (rhetorical question)



Donnerstag, 4. Oktober 2012

In Einheit mit der Welt

Der gestrige Tag der Deutschen Einheit ist einer der wenigen Nationalfeiertage dieser Welt, der von seinen Landsleuten nicht besonders gewürdigt wird. Bevor ich jetzt aber mit dem Thema Nationalstolz anfange, erkläre ich euch lieber, wie man ganz im Stillen den Tag und – neben der Deutschen – ganz besonders die Einheit mit der Welt feiern kann:


Der Tag beginnt mit rauschendem Fluss-Genuss, doch Vorsicht: Die Isar ist weiblich. Genauso wie die Spree, die Elbe und die Donau, und das, obwohl der Fluss, und z. B. auch der Rhein, männlich ist.


Wenn man einmal anfängt, Isar-Kiesel zu sammeln, ist der Vormittag bereits gelaufen. (Wer sich schon mehr als zwei Mal gefragt hat, was das für Kiesel an der Isar sind, der ist hiermit erst mal eine Weile beschäftigt.)


Ab und an ein Moment der Überlegenheit gibt Kraft für lange Fußmärsche durch die in Wahrheit überlegene Natur; auch führt es einem gut das Gesetz der Schwerkraft vor Augen.


Nachdem die Schwerkraft überwunden ist und die Fronten geklärt sind, folgt eiskalt und knusprig ein Loblied an die Globalisierung. Denn mit der deutschen Wiedervereinigung traten die Bürger der DDR auch der Europäischen Union und damit wieder der Welt bei. Seitdem gibt es genug Eiskrem und Bananen für alle.


An weniger reißenden Armen der Isar ist gleich auch weniger los; hier wird man nicht mehr sekündlich, sondern nur noch minütlich von durchtrainierten Radlfahrern im Hightech-Anzug und Schlamm am Hintern überholt.


Die Blätter an den Bäumen nennt man Laub – aber nur in der Einheit, deswegen hat das Wort keine Mehrzahl*. Insbesondere im Herbst gewinnt Laub an Bedeutung, dann nämlich, wenn es sich bunt färbt und reihenweise von den Bäumen fällt.
*Die Laube ist kein Plural von "das Laub", sondern wieder etwas anderes.


Wer fürs Abendbrot Pilze sammelt, hat idealerweise vorher eine Ausbildung zum Pilzkenner absolviert. Wer einen solchen Abschluss nicht vorweisen kann und trotzdem den Überraschungsfunden nicht widerstehen kann, genießt das Aufwachen am nächsten Morgen dafür umso mehr.
(Warnung: Das heißt weder, dass ich die abgebildete Pilzart gegessen habe, noch, dass ich empfehle, dies zu tun. Und an denjenigen, der mir ein Pilzgericht zusammengestellt hat, gute Neuigkeiten: Es geht mir wieder gut.)


Alle Fotos: Karin Liebe

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der gestrige Tag: der Tag gestern; (yesterday's day)

Landsleute, die: die Leute, die aus dem selben Land kommen, wie man selbst; (fellow countrymen)

würdigen: Respekt zeigen; (to recognize)

im Stillen: in Ruhe, leise; (quietly)

die Deutsche Einheit: lange Geschichte, die irgendwas mit dem 3.10.1990 zu tun hat, aber nicht nur – bei Interesse lieber hier: Wiki;

rauschen: Geräusch, das fließendes Wasser macht (stellenweise übertreibt die Isar damit); Fernseher und Radios haben hier nur abgekupfert; (to rush)

abkupfern: etwas kopieren, nachmachen; (to copy)

Isar, Spree, Elbe, Donau, Rhein: deutsche Flüsse, die zu kennen nicht schadet;

Kiesel(stein), der: kleiner runder Stein aus dem Fluss; (pebble)

gelaufen sein: ugs. vorbei sein;

Überlegenheit, die: Gefühl, über den Dingen (und evtl. Menschen) zu stehen; (superiority)

Fußmarsch, der: langer, zügiger Spaziergang; (march)

etwas vor Augen führen: etwas ganz deutlich machen; (to demonstrate)

Schwerkraft, die: die Kraft, die regelmäßig meine Tassen kaputt macht; (gravitation)

(die Schwerkraft) überwinden: besiegen; (to overcome)

die Fronten klären: klar sagen, wie die Sachlage ist;

knusprig: die Waffel im Eis ist knusprig, sie zerbricht geräuschvoll, wenn man daraufbeißt; (crispy)

Loblied, das: ein Lied, um zu zeigen, dass man etwas sehr mag; (hymn)

reißend: (bei einem Fluss) mit schneller Strömung; (rapid)

(Fluss-)Arm, der: Teil eines Flusses; (arm)

wenig/viel los sein: wenig/viele Leute sind da;

sekündlich: in Sekunden-Intervallen; (every X seconds)

minütlich: im Minuten-Rhythmus; (every Y minutes)

durchtrainiert: muskulös; (well-trained)

Hightech-Anzug, der: Radl-Uniform aus kompliziertem, multifunktionalem Gewebe; (hightech suit)

Schlamm, der: Erde + Wasser = Schlamm; (mud)

Hintern, der: legitimes Wort für Po, Hinterteil, Gesäß, Arsch; (bottom)

reihenweise: eine Reihe nach der anderen; (in series)

Abendbrot, das: Abendessen; (dinner)

absolvieren: erfolgreich beenden; (to complete)

vorweisen: zeigen, dass man etwas hat; (to be able to provide)

Fund, der: etwas, das man gefunden hat; (finding)

widerstehen: standhalten; (to resist)

Gericht, das: Mahlzeit, Essen; (dish)