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Sonntag, 13. Januar 2013

Ein Koffer voll Worte

Wenn ihr einem Deutschen erzählt, dass ihr jetzt wisst, was ein Kofferwort ist, wird er euch möglicherweise schief anschauen und sagen: Erklär mal.
Deshalb erkläre ich euch heute, was das ist, dieses Kofferwort, genauso wenig bekannt als Portmanteau oder Schachtelwort:

Sirene: Fabelwesen aus Frau und Vogel bzw. Frau und Fisch; Quelle: Wikipedia


So wie diverse Fabelwesen der griechischen Mythologie eine Kombination mindestens zweier Körperteile verschiedener Tiere oder des Menschen sind, besteht ein Kofferwort aus zwei (oder mehr) Teilen unterschiedlicher Wörter, die zu einem einzigen Wort mit neuer Bedeutung zusammengezogen werden. Im Gegensatz zu den im Deutschen normalen Zusammensetzungen (Tee + Kanne = Teekanne) verschwinden beim Kofferwort Wortteile der Ausgangswörter oder überlagern sich.

Nachfolgend ein paar Beispiele im Deutschen:

  • Jein: Ja + Nein = einerseits Ja, andererseits Nein
  • Kurlaub, der: Kur + Urlaub = entspannender Aufenthalt in einem Kurort
  • Denglisch, das: Deutsch + Englisch = schlechtes Englisch mit deutschem Akzent oder mit vielen Anglizismen gespicktes Deutsch
  • Besserwessi, der: Besserwisser + Wessi = ein Wessi, der alles besser weiß
  • sich (im Bett, im Schlamm) sühlen: suhlen + wühlen = (unbeschreiblich, einfach ausprobieren)
  • jemanden diezen/suzen: siezen + duzen = jemanden mit Vornamen ansprechen, aber "Sie" sagen, oder mit "Frau/Herr X" ansprechen, aber "du" sagen
  • Schlepptop, der: schleppen + Laptop = ein Laptop, den man mit sich herumschleppt/-trägt

Journalisten denken sich gerne mal Neologismen dieser Art aus – vor allem, wenn es politisch wird. Dann entsteht aus Demokratie und Diktatur eine Demokratur, der Euro wird zum Teuro (teuer + Euro) und wenn Frau Merkel und Herr Hollande sich treffen, nennen sie das Merkollande.

Im Englischen gibt es zahlreiche dieser Wortschöpfungen und viele davon wurden ins Deutsche übernommen. So ist der Smog vieler Metropolen eine Mischung aus Smoke (Rauch) und Fog (Nebel) oder das Backronym (back + acronym) ein Wort, deren einzelnen Buchstaben nachträglich eine Bedeutung zugeschrieben wird (z. B. Team = Toll, ein anderer machts!).

Mehr deutsche Beispiele findet ihr beim Wikipedia-Artikel Kofferwort und zum Amüsieren empfehle ich euch auch den der englischen Kofferwörter.

Und wenn euch noch weitere Beispiele einfallen, lasst es mich unbedingt wissen! :D

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Kofferwort, das: (portmanteau, blend)

jemanden schief anschauen: jdn. zweifelnd oder ungläubig anschauen;

Fabelwesen, das: ein Lebewesen, das nur in der Mythologie existiert; (mythical creature)

Fabel, die: erfundene, meist realitätsferne Geschichte; (fable, tale)

Kurort, der: Ort, um gesund zu werden, meist mit viel Natur in der Umgebung; (health resort)

gespickt mit etwas: mit etwas versehen, etwas enthalten, z. B. der Apfel ist mit Nelken (Gewürz) gespickt; (to be peppered with)

Besserwisser, der: ein Mensch, der glaubt, er wisse alles besser als sein Gesprächspartner; (know-it-all)

Wessi, der: abfällige Bezeichnung der Bewohner der alten Bundesländer (von "Westen"), Gegenteil: Ossi (von "Osten");

sich suhlen: sich genüsslich wälzen, z. B. Wildschwein im Schlamm oder Urlauber am Strand;

wühlen: sich tief in etwas hineinarbeiten, z. B. Maulwurf in die Erde oder sonntags in die Bettdecken;

jdn. siezen: zu jdm. "Sie" sagen;

jdn. duzen:zu jdm. "du" sagen;

schleppen: (einen Gegenstand) unter Anstrengung tragen;

Neologismus, der: Wortschöpfung, Wortkreation; (neologism)

nachträglich: erst später, erst im Nachhinein; (retrospectively)

Donnerstag, 10. Mai 2012

Sprachmahl, mit feinem Wortsalat

Zwei Namen möchte ich euch ans Herz legen: Wolf Schneider.





Bastian Sick.

Und zwar in dieser Reihenfolge. (...und logarithmischem Abstand.)
Beide haben unzählige Bücher veröffentlicht; und während Wolf Schneider eher etwas für fortgeschrittene Leser ist, könnt ihr Bastian Sick auch abends nach dem Zähneputzen noch lesen.
Beide beklagen und berichtigen unseren Sprachstil - in Büchern, deren Titel so manchem Stilhungrigen das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen: "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" - das mit Abstand bekannteste Buch von Bastian Sick, von dem es (zu) viele Fortsetzungen gibt. "Gewönne doch der Konjunktiv" und "Deutsch für junge Profis" von Wolf Schneider, die meinen kleinen Schreibfähigkeiten in den vergangenen Tagen mindestens einen Zentimeter an Körpergröße geschenkt haben.

Wenn ihr dieses Schild lustig findet,




findet ihr auf der Seite von Bastian Sick in der Rubrik "Fundstücke" mehr leichtfüßige Abwechslung in diesem Stil.

Schaut mal in die "ZEIT", die heute erschienen ist; dort ist im Beiheft eine Kurzfassung dessen, was Wolf Schneider in seinen Büchern besingt.


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Mahl, das: das Essen, die Mahlzeit; (meal)

fein: hier lecker; (delicate)

veröffentlichen: herausgeben (ein Buch usw.); (to publish)

fortgeschritten: sehr gut; (advanced)

beklagen: betrauern, beweinen; (to lament)

berichtigen: richtig machen; (to correct)

Sprachstil, der: die Art, wie man spricht und schreibt; (style of speech and spelling)

das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen: Appetit machen; (to quicken the appetite)

mit Abstand: bei weitem; (by far)

Fortsetzung, die: Folge, wie es weitergeht; (sequel)

gewönne: Konjunktiv II von gewinnen, wenn er nicht mit "gewinnen würde" umgangen wird;

Rubrik, die: ein Teil einer Zeitung, z.B. "Sport", "Feuilleton", "Wirtschaft", hier: Teil auf der Internetseite; (rubric, category)

leichtfüßig: leicht, locker; (light-footed)

Abwechslung, die: mal was anderes; (change, variety)

Beiheft, das: ein Heft, das bei der Zeitung dabei ist; (supplement)

Dienstag, 27. März 2012

Unangemessen und unpräzise ausgedrückt...

In der Broschüre der UnternehmerTUM über Schlüsselkompetenzen fand ich kürzlich folgende Definition der Kommunikationsfähigkeit:


Bild: UnternehmerTUM


Ich zitiere:
"Fähigkeit, sich angemessen, präzise und differenziert sowohl mündlich als auch schriftlich auszudrücken sowie zuhören zu können und sich auf das, was andere sagen, einzulassen."

Schlüsselwörter:
  • sich angemessen ausdrücken
    = sich auf dem richtigen sprachlichen Niveau ausdrücken, abhängig bspw. von der Person, die einem gegenüber steht oder dem Leser des Textes, der Email, ... die man schreibt.

  • sich präzise ausdrücken
    = genau das richtige Wort und den richtigen Ausdruck finden für das, was man sagen will, sodass man Missverständnisse vermeidet bzw. das Gegenüber nicht lange überlegen muss, was man eigentlich sagen wollte.

  • sich differenziert ausdrücken
    = ähnlich wie präzise, aber die Betonung liegt hier auf der Detailliertheit, der Feinheit der Ausdrucksweise

Falls ihr euch noch nicht angemessen, präzise und differenziert auf Deutsch verständigt, seid beruhigt:
Selbst wir Muttersprachler arbeiten daran unser Leben lang. :P


Broschüre, die: ein Heft, in dem Informationen oder Werbung enthalten sind; (booklet)

Schlüsselkompetenz, die: Fähigkeiten, die man neben Fachwissen im Beruf/ Leben gut gebrauchen kann; (softskill)

kürzlich: vor kurzem; (recently)

Kommunikationsfähigkeit, die: (ability to communicate)

angemessen: (appropriate)

präzise: (precise)

differenziert: (sophisticated)